Max wird seinen Weg gehen
Sein neuer Lebensmittelpunkt wird Dresden sein. Dort wartet auf Max Riemenschneider bereits eine sehr schön gelegene 2-Zimmer-Wohnung, in der er sich gemeinsam mit seiner Freundin einrichten wird. Dort in der Landeshauptstadt möchte er auch seine ersten beruflichen Schritte als Physiotherapeut machen. Voraussetzung dafür ist, dass er seine Abschlussprüfungen – die letzte wird Ende Juli sein – erfolgreich meistert. Wer Max kennt, der weiß, dass er das hinbekommen wird.
Was dort in Dresden nicht unbedingt auf seiner To-do-Liste steht, ist Volleyball spielen. Davon will er nach 10 Jahren Intensivbeschäftigung erst einmal Abstand gewinnen. Auch, weil ihm gerade in den letzten Jahren zunehmend der Spaß daran und ein wenig die Motivation dafür verloren gegangen sind. Die Gründe sucht der intelligente junge Mann aber nicht nur bei anderen. Sicherlich war es für ihn nicht einfach, wenn er immer wieder viel Kraft darauf verwandte, die Pläne unterschiedlicher Trainer umzusetzen, die ihn in dem einen Jahr als Außenangreifer, dann wieder als Mittelblocker oder später auch als Diagonalangreifer auszubilden suchten. In den Punktspielen jedoch vor allem den „Spezialisten“ ihr Vertrauen schenkten. Rückblickend sagt Max aber selbstkritisch, dass er vielleicht mehr hätte erreichen können, wenn er im Training noch intensiver gearbeitet und damit möglicherweise auch stärker auf sich aufmerksam gemacht hätte.
Aber er hat den Sport mehr als körperlichen Ausgleich gesehen, eher als Hobby. Und das korrespondierte dann eben nicht immer mit der Meinung der Trainer. Anfangs ist ihm das Umsetzen dessen, was andere von ihm gefordert haben, nicht schwergefallen. Er kam schon in der Sachsenliga zum Einsatz, als andere, mit denen er das Volleyballern erlernt hatte, noch unterklassig spielten. Damals erhielt er sogar die Einladung zu einem Sichtungstermin für die Jugendnationalmannschaft. Warum das alles dann eine andere Entwicklung nahm, weiß Max nicht genau zu sagen. An einen wirklichen Knackpunkt kann er sich nicht erinnern. „Vielleicht war es bei mir einfach so, dass mit den größer werdenden Erwartungen der jugendliche Leichtsinn, die Unbeschwertheit verlorengegangen ist, mit der man sich auch im Sport bestimmten Aufgaben stellen sollte.“ Möglicherweise trug dazu auch bei, dass Max schon mit 15 Jahren das Elternhaus verließ, viele Dinge neben dem Sport selbst organisierte, es sich quasi nicht leisten konnte, zu 100 % Volleyballer zu sein und alles dem Sport unterzuordnen.
Max hat es immer genossen, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Hier wäre er zwar nicht für seine Geselligkeit bekannt gewesen, sagt er, aber als „stiller Beobachter“ habe er sich eine sehr gute Menschenkenntnis angeeignet. Seine Freunde im Training zu treffen, darauf hat er sich gefreut. Ab und an philosophierten sie danach auch, ob es sich Bundesligisten, bei denen es immer wieder nur um den Klassenverbleib geht, überhaupt leisten könnten, auf den Nachwuchs zu setzen, zu experimentieren, statt auf die Erfahrung gestandener Spieler zu vertrauen. Am Ende, meint Max, braucht es beide Gruppen. Er habe immer dann von den „älteren“ profitiert, wenn diese ihre soziale Kompetenz teambildend eingesetzt hätten. Auf der anderen Seite aber bräuchten junge Spieler viele Einsatzzeiten. Davon hätte auch er sich in den letzten Spielzeiten mehr gewünscht. Die gesamte Situation ist sicherlich für jeden Trainer eine herausfordernde. Aber auch eine, die er kommunizierend, fachlich kompetent, pädagogisch geschult, vor allem aber – und davon ist Max fest überzeugt - mit großer Empathie meistern kann, und das unabhängig davon, ob er seine Arbeit im Nachwuchs-, im Breiten- oder Leistungssport verrichtet.
Mit Max Riemenschneider verlässt ein junger Mann die Leipziger Volleyballfamilie, dessen Begegnungen mit ihm oft bereichernd waren, der eine Kultur der Demut im Sinne des Sich-Zurücknehmens lebte, für sein Alter ungewöhnlich weitsichtig agierte und dem für seinen weiteren Lebensweg nur alles Gute zu wünschen ist. Danke, Max! (JZ)