BuLi - Kabinengeflüster (3)
Nicht schön, aber selten
Der 3. Oktober ist in ganz Deutschland als Tag der Einheit bekannt, als Denkanstoß genutzt und als Feiertag beliebt. Für die L.E. Volleys ist er aber noch mehr: Egal ob Mittwoch oder Samstag, Sonne oder Regen, auswärts oder daheim – 3. Oktober ist immer Spieltag. Und immer Geburtstag: Coach Rascher hatte die Sonne mal wieder erfolgreich umrundet und zur Feier des Tages durfte er seine Mannschaft durch die Republik kutschieren. Nach Kriftel diesmal, direkt hinter Frankfurt am Main. Das Kriftel, das eine Woche zuvor die Partie gegen Hammelburg wegen Regens beenden musste. Loch in der Decke, Wasser auf dem Spielfeld - zu gefährlich, meinten die Verantwortlichen. In der Zwischenzeit war der Dachdecker aktiv. Trotzdem geht vor der Abfahrt der Blick zur Wetterapp und die verrät: Während die Sonne in Leipzig lacht, gibt es in Kriftel vor allem eins: Regen. Aber das Loch scheint gestopft, die Halle bleibt trocken. Einen kleinen Aufreger gibt es, als das vorhergehende Regionalligaspiel wegen eines Coronaverdachtsfalls abgesagt wird. Hat aber keinen Einfluss auf uns, Leipzig gegen Kriftel in der Bundesliga findet wie geplant statt.
Dann also rein in die Partie: Die beginnt mit einem Block von Jerome, einer Rallye mit dem besseren Ende für uns, einem Block von René, einem Block von Chris und einer Auszeit von Kriftel. Mit dem Start lässt sich arbeiten, erst das 5:1 markiert den ersten Punkt für die Hausherren in Rot. Unsere Antwort? Wie so häufig über Mitte. Langsam kommt auch Kriftel ins Spiel, unsere Blocktaktik funktioniert aber nach wie vor; auch in der Abwehr sind wir gut unterwegs und holen viel hoch. In der Folge halten wir unseren Vorsprung, Martin zum 11:6, ein Angriff ins Aus zum 20:15. Zum Satzende erlauben wir uns einige Wackler in der Annahme, dennoch gewinnen wir mit 25:20.
Im zweiten Durchgang ist Kriftel von Anfang an da, startet mit zwei Breaks und geht 3:1 in Führung. Auch danach spielen sie den etwas besseren Volleyball. Kleine Ungenauigkeiten in Annahme und Angriff schleichen sich bei uns ein. Nicht das, was wir aus den letzten Partien gewohnt sind. Folgerichtig gehen wir mit einem 5:8-Rückstand in die erste technische Auszeit. Immer mehr leidet die Annahme jetzt unter den starken Aufschlägen der Gegner, während unser eigener Service praktisch wegfällt. Neun direkte Fehler sind einfach zu viel. Sollte man jedenfalls meinen, denn irgendwie bleiben wir doch im Spiel und holen teils spektakuläre, aber auch unorthodoxe Breaks. Mit der Einhand-Abwehr von Jannik Kühlborn zum Beispiel. Die kommt zwar schön hoch, aber auch etwas zu dicht zum Zuspiel. Doch mit der Finte der Saison tippt Martin den Ball im hohen Bogen Richtung gegnerischer Position eins, ein Ball, der gefühlte Ewigkeiten in der Luft bleibt - und am Ende perfekt ins Eck des gelben Feldes fliegt. Neun Meter aus dem Handgelenk, das kann der Zuspieler einfach. Den Schwung nimmt er auch direkt mit zur Grundlinie, serviert zwei Asse. 19:19, alles wieder offen. Mit zwei weiteren Breaks können wir uns sogar das 21:19 sichern, doch nach zwei neuerlichen Aufschlagfehlern ist der Spielfluss dahin: zwei starke Kriftel-Blocks - Auszeit Volleys. Dann eine Diskussion über die richtige Aufstellung, wieder Auszeit, diesmal genommen von den Hausherren. 23:23 steht es jetzt. Crunchtime. Ein Blockabpraller bringt den Satzball für die Heimmannschaft, doch Jannik revanchiert sich. Vierundzwanzig beide. Ein Schlag ins Aus bedeutet sogar Satzball für uns, doch der Aufschlag landet im Netz. 25:25, nicht die erste Verlängerung für uns in dieser Saison. Bisher immer mit dem besseren Ende für die Volleys. Die Satzbälle wechseln jetzt hin und her, 25:26, 27:26, 28:28. Aus eigener Annahme holen wir uns Punkt Nummer 29, und mit einem starken Block beenden Jerome und Chris diesen Satz. Der erste Geburtstagspunkt ist perfekt. Aber wir wollen drei!
Und eingangs von Satz drei scheint es, als wären die nur eine Frage der Zeit: Mit 8:3 gehen wir in die technische Auszeit. Wie zu Beginn des Spiels: alles unter Kontrolle. Ziemlich unerwartet kommen daher die fünf Breaks hintereinander, die Kriftel sich krallt. 8:8, Vorsprung verspielt. Unmittelbar darauf die nächste Serie, diesmal vier Punkte in Folge gegen uns. Trotzdem schaffen wir es, wie im Durchgang zuvor, irgendwie mitzuhalten. Anscheinend ist heute die Abwehr unsere Stärke - die Annahme ist es spätestens seit diesem Satz nicht mehr. Mit 15:16 gehen wir in die zweite technische Auszeit, schaffen sogar noch den Ausgleich zum 18:18. Die dritte große Serie im Spiel bricht uns dann aber endgültig das Genick, in der Annahme geht gar nichts mehr. Auch zwei Auszeiten können uns nicht helfen, bis zum 23:18 preschen die Hausherren vor, die restlichen zwei Punkte sind eher eine Formalität. Das bedeutet Satzgewinn für Kriftel, nur noch 2:1. Jetzt heißt es: schütteln und weitermachen. Das war nämlich nichts.
Also auf in Satz vier. Aufschlag Kriftel, Annahmefehler, 0:1. Shit. Aber den nächsten Punkt machen wir, den danach auch. Der Kurs stimmt wieder. Und wie! Bis zum 15:8 ziehen wir davon, lassen kein einziges Break zu, produzieren aber selbst zwei starke Serien. Plötzlich, als hätte jemand den Knopf gedrückt, dreht sich das Spiel erneut um 180 Grad: Es hagelt Punkte für Kriftel, während wir jeden Aufschlag direkt wieder um die Ohren gehauen bekommen. Das Momentum ist jetzt auf jeden Fall nicht mehr auf unserer Seite, ganz im Gegenteil. Langsam schaffen wir es aber, zumindest die eigene Annahme wieder durchzubringen. Immerhin sind wir noch vorne, wenn auch nur hauchzart. Beim 18:17 ist das Spiel wieder komplett offen. Zum Glück fällt Henrik nach dem 20:17 doch noch ein, dass der Coach heute seinen Ehrentag hat. Das Geschenk: fünf Aufschläge am Stück, fünf Aufschläge zum Sieg. Mit 25:17 findet ein ziemlich merkwürdiges Spiel sein Ende. Vielleicht war es da gar nicht so schlecht, dass es keinen Livestream gab. Denn der dritte Auswärtssieg in Folge war sicher nicht schön. Nicht schön, aber selten.
Den Rest des Abends verbringen wir übrigens mal wieder im Bus, morgens halb vier schlagen wir an der heimischen Leppi an. Mittlerweile kennen wir sie nachts besser als tagsüber, aber nach einem Sieg lässt sich das ganz gut verkraften.
Nächste Woche schauen wir mal, was in Grafing zu holen ist. Bis dahin - Bleibt dran!
Julius Karoos, Libero